„Eimer und Schwamm gegen Maschine“ — wie zutreffend sind die alten Vorurteile?
Nichts ist so beständig wie die guten alten Vorurteile: „Autowaschanlagen mit ihren Bürsten zerkratzen den Lack der Autos.“ Dies ist das meistgenannte Argument aus dem großen Heer der Schwamm- und Kübelwäscher. Die Aussage ist so alt wie die Waschbranche. Sie hat sich bis heute nicht geändert. Sehr wohl aber die Technik in den Waschanlagen. Sicher trägt bereits der Begriff „Waschbürste“ zu der oben genannten bei. Das Wort Bürste suggeriert immer etwas Kratzendes (z. B. Schuhbürste, Kleiderbürste, Haarbürste usw.).
Was ist nun dran an diesem Argument? Nur sehr wenige wissen, dass die heute in unseren modernen Autowaschanlagen eingesetzten Waschwalzen mit einer Bürste längst nichts mehr gemeinsam haben. Es handelt sich bei uns um weiches, schonendes Textilmaterial.
Für einen normalen Reinigungsvorgang sind immer vier Faktoren notwendig. Es sind dies Wasser, Chemie, Mechanik und Zeit. Wird ein Faktor verändert, müssen die anderen drei angepasst werden. Da wir weder mehr Wasser noch mehr Chemie und auch nicht mehr Zeit aufwenden wollen, werden auch in Zukunft Autos mit mechanischer Einwirkung gewaschen werden. Bei der Maschinenwäsche wird der Faktor Mechanik von der Waschwalze erledigt. Bei der Handwäsche übernimmt die Mechanik der Schwamm oder Putzlappen.
Versuche, die Mechanik in der Maschinenwäsche einzusparen, sind fast so alt wie die Maschinenwäsche selbst. Aber um es gleich vorwegzunehmen, bis heute hat keines dieser „berührungslosen“ Systeme einen erwähnenswerten Marktanteil erreicht. Alle mussten mit einem mehr oder weniger starken Defizit an Sauberkeit und Waschqualität fertig werden. Es ist vergleichbar mit dem Handwäscher, der den Schwamm weglässt. Nur mit dem Gartenschlauch wird das Auto bestenfalls nass, aber niemals sauber. Also ohne Mechanik, ohne Waschwalzen in den Autowaschanlagen geht es nicht.
Wie ist das nun mit den Kratzern bei der maschinellen Autowäsche? Wenn man den Begriff „Kratzer“ als eine irreparable Beschädigung der Lackdeckschicht versteht, kann man ohne Einschränkung behaupten, dass gepflegte und gut geführte Autowaschanlagen den Lack nicht verkratzen.
Etwas anderes sind die Spuren, die bei jeder mechanischen Reibung auf dem Lack zu sehen sind. Die Bearbeitung mit einem Staubtuch, mit einem Schwamm und mit einer Waschwalze hinterlässt Spuren.Hier lassen sich allerdings deutliche Unterschiede feststellen: In einem umfangreichen Vergleichstest unter wissenschaftlichen Voraussetzungen bei einem führenden Waschanlagenhersteller konnten die Unterschiede durch ein spezielles Analyseverfahren deutlich gemacht werden.
Das Ergebnis für die Handwäsche war erschreckend. Nach 25 Wäschen mit Eimer und Schwamm sah der Lack unter dem Spezialmikroskop wie eine Kraterlandschaft aus. Teilweise waren Kratzer bis zu einem Zehntel der Decklackschicht zu sehen. Ursache hierfür ist sicher die zu geringe Wassermenge bei der Handwäsche.
Die maschinelle Autowäsche erreichte ein deutlich besseres Ergebnis. Der Lack präsentierte sich erstaunlich glatt. Unter dem Spezialmikroskop waren zwar viele gleichmäßige Riefen, aber mit geringer Tiefe zu sehen. Will man auch diese Spuren der maschinellen Autowäsche vermeiden, so hilft nur ein Mittel — ein gutes Hartwachs. Ein sorgfältig polierter Lack mit einer elastischen Wachsschicht wirkt stoßabsorbierend. Er ist nicht nur vor Spuren der Waschwalze, sondern auch vor den sonstigen Umwelteinflüssen gut geschützt. Wird bei jeder Autowäsche zudem noch ein Wachsprogramm bestellt, wird man lange Freude an einem glänzenden Lack haben.
Nach all diesen Erkenntnissen sehen die „guten alten Vorurteile“ gar nicht mehr so gut aus. Alle überzeugten Handwäscher müssen sich wohl oder übel ein neues Argument gegen Autowaschanlagen suchen.