Warum Autos im Sommer leiden müssen:
Man könnte meinen, Frühling und Sommer seien für das Auto „gesündere“ Jahreszeiten als Herbst und Winter. Kein Matsch, kein Eis und vor allem kein Streusalz-Schmierfilm auf Lack und Unterboden. Doch auch in der warmen Jahreszeit ist das Auto Stressfaktoren ausgesetzt, und das ist vielen Fahrzeughaltern gar nicht bewusst. Vor allem Baumharz und Vogelkot setzen der empfindlichen Außenhaut des Autos zu und können bleibende Schäden verursachen.
Vielerlei Angriffe auf den Lack
Die Sommersonne selbst, die ein Auto leicht auf über 40 ° C aufheizen kann, ist dabei noch das geringste Problem. Bedenklich sind hingegen andere „Lack-Attacken“ aus dem Reich der Natur. Wer unter den falschen Bäumen parkt, kennt den feinen Sprühnebel aus Baumharz, der innerhalb von Stunden Lack und Scheiben überzieht. Millionen kleinster eingetrockneter Tröpfchen machen die Oberfläche unansehnlich stumpf. Pappeln, Birken, Ahorn und Linden sondern besonders ausgiebig Baumharze ab, doch auch unter vielen anderen Bäumen, etwa den Eichen, regnet es klebrig.
Ein solcher Baumharz-Film sei nicht allein ein optisches Problem, erläutert Sigrid Pook, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Tankstellen und gewerbliche Autowäsche e.V. (BTG). „Die leicht öligen Substanzen vieler Baumharze können die Klarlack-Oberfläche angreifen. Oft gehen diese Harze mit den Lackpartikeln eine nur noch schwer zu lösende Verbindung ein. Wenn dann auch noch ein Blütenstaubschleier dazu kommt, entsteht eine noch hartnäckigere Verbindung.“
Ein Schmierfilm anderer Art legt sich bei langen Fahrten auf Scheiben und Lack: Die Rede ist von Insekten, die vom fahrenden Auto erfasst werden. Die Körper dieser kleinen Tierchen enthalten Substanzen, die den Lack angreifen können. „Das ist Säure pur“, betont Joachim Jäckel, Vorsitzender des BTG und Eigentümer eines großen Waschparks im Rheinland. „Wenn man die tempobedingte Aufprallgeschwindigkeit der unzähligen Insektenkörper einbezieht, wirken diese Säuretropfen auf den Lack wie Mikro-Geschosse und setzen sich hier richtig fest.“ Jeder, der schon einmal eine lange Strecke gefahren ist, weiß, wie schwer so ein Insektenfilm hinterher zu entfernen ist.
Noch deutlich aggressiver als das klebrige Baumharz und Insektenschmier ist Vogelkot. „Dieser Kot ist potenziell die größte sommerliche Gefahr für den Lack“, stellt Jäckel heraus. „Ein großer Vogelschiss, etwa von einer Drossel oder Möwe, der auf eine warme Motorhaube fällt und dann von der heißen Sonne eingebrannt wird, kann auf der Autohaut bleibende Schäden hinterlassen. Der Lack wird regelrecht verätzt.“ Interessanterweise zeige die Erfahrung, so Jäckel, das Neufahrzeuge hier noch stärker leiden als ältere Modelle. Er kenne viele Fälle von Vogelkot-Verätzungen, die hinterher in einer Lackiererei ausgebessert werden mussten.
Schnelle Hilfe gegen ätzenden Vogelkot
Wer einen „Vogelklatsch“ auf der Motorhaube hat, möge möglichst schnell zur Selbsthilfe greifen, empfiehlt der Praktiker Jäckel. „Man taucht eine Zeitung oder etwas Küchenkrepp gründlich in Wasser und legt das triefende Papier auf den eingetrockneten Kot. Nach ein paar Minuten kann man den gelösten Kot mit dem feuchten Papier abnehmen – und wahrscheinlich ist der Fall dann erstmal erledigt.“ Dringend abzuraten sei davon, eingetrockneten Kot mit einem Küchenschwamm abzukratzen. Durch Reibung und Druck würden die aggressiven Substanzen in die Lackschicht eingerieben.
Auch die Autohaut braucht im Sommer Pflege
Baumharz, Insektenschmier und Vogelkot – gegen diesen sommerlichen Säure-Cocktail hilft im Grunde nur eines: öfter mal in die Waschanlage. Je weniger intensiv diese Substanzen von der Sonne in die Autohaut eingebrannt werden, desto besser. Nach einer langen Reise sollte daher eine Autowäsche selbstverständlich sein, meint BTG-Geschäftsführerin Sigrid Pook. Ansonsten sei ein Wasch-Rhythmus von ein bis zwei Wochen eine gute Maßnahme zum Werterhalt des Fahrzeugs.
Hilfreich, so die Fachleute, sei auch eine Konservierung der Oberflächen nach der Wäsche, wie sie in guten Waschprogrammen enthalten ist. Joachim Jäckel:„ Eine Konservierung wirkt auf den Lack wie eine wertige Creme auf der menschlichen Haut: Sie baut einen Schutzfilm auf. Aggressive Substanzen können nicht mehr ganz so leicht und so fest haften, und der Schmier löst sich dann beim Waschen auch leichter. Für die meisten Menschen ist es klar, dass die Haut im Sommer Pflege braucht. Das Auto hat ähnliche Ansprüche.“
Ein positiver Nebeneffekt: Konservierte Autos glänzen stärker und werden eher gesehen.